Abgeschickt von Lu am 22 Mai, 2002 um 11:25:07
Antwort auf: Dankeschön! von Tanja am 21 Mai, 2002 um 20:49:25:
Hallo Tanja, hallo Dave, hallo Steffen!
Eure Beiträge sind für mich sehr wichtig gewesen - es ist ja nicht imer so ganz leicht, rauszukriegen, was so der Rest der Welt von Esperanto hält, wie die Esperantosprecher als einzelne und wie die Organisationen oder wie die Esperantosprecher als Ganzes gesehen werden. Manchmal hat man als Esperantosprecher das Gefühl, es gäbe viele Leute mit Vorurteilen zu Esperanto - das passiert, wenn man sich die offiziellen Verlautbarungen der Europäischen Union durchliest oder die Äußerungen eines schwach bis sehr schwach informierten Politikers oder Intellektuellen beachtet. Wenn man hingegen an Informationsständen steht oder sich privat unterhält, stellt man fest, dass es sehr viele Menschen mit großer Sympathie für Esperanto gibt.
Allerdings ist das Bild von Esperanto in der Öffentlichkeit recht unvollständig - wir Esperantosprecher müssen in der Tat noch sehr viel tun, um das zu ergänzen und teilweise richtigzustellen. Diese Seiten von EsperantoLand sind ein Beitrag, um die heutige Wirklichkeit des Esperanto darzustellen, ein Schritt auf den "Rest der Welt" zu - das Forum soll den Dialog unterstützen. Falls ihr unsere Seiten als sinnvoll anseht, dann helft uns bitte mit, sie bekannter zu machen: Setzt einen Verweis von euren eigenen Internet-Seiten, bittet eure Freunde darum, EsperantoLand.org auf ihren Seiten zu erwähnen. Nutzt unser Angebot, eine E-Mail-Adresse Mein.Name@EsperantoLand.org zu erhalten (das geht jetzt wieder - wir haben jetzt einen neuen Provider und mehr Adressen :-). Wir würden uns sehr freuen.
Wer eigentlich soll Esperanto bekannter machen und verbreiten? Man könnte natürlich sagen, dass das allein Sache der Esperantosprecher ist. Ich sehe das nicht so. Das Waldsterben ist nicht allein Sache der Förster, der Autolärm nicht nur Sache der Verkehrswissenschaftler, die Bildung nicht allein Sache der Pädagogen und Didaktiker. Die Fragen, welche Sprachen in unseren Schulen gelehrt werden, in welcher Sprache man als Deutscher einen Förderantrag an die EU stellen darf, ob man mit Deutsch als Muttersprache noch eine realistische Chance hat, in einer internationalen Organisation zu arbeiten, ob wir in Zukunft unsere Kinder schon zuhause auf Englisch großziehen sollen, um ihre Berufschancen nicht zu verbauen - das sind Fragen, die weit mehr Menschen berühren (müssten) als nur die Esperantosprecher. Wenn für euch Esperanto wichtig ist, dann sollten wir Stand, Wagen oder Musikauftritt für den Karneval der Kulturen im nächsten Jahr gemeinsam vorbereiten und gestalten!
Die Esperantosprecher bemühen sich seit über hundert Jahren, der Gesellschaft Esperanto vorzustellen - vielleicht manchmal nicht sehr geschickt, vielleicht zu wenig. So ist das: Wer arbeitet, macht Fehler. Immerhin haben sie es trotz aller Widernisse geschafft, aus einem Sprecher 1887 bisher ein paar hunderttausend aktive Esperantosprecher zu machen. Und - auch wenn es noch übersehen wird - die Verwendung des Esperanto steigt stetig an: 1970 gab es in Deutschland ein einwöchiges internationales Treffen mit 50 Teilnehmern - in diesem Jahr wird es vier geben mit mehr als 700 Teilnehmern, ein Wachstum von etwa 9 Prozent jährlich. Im Bereich der Musik sind wir von ein paar zu Hause kopierten Musik-Cassetten mit zeitgemäßer Musik im Jahre 1970 bei heute einigen Dutzend lieferbaren CDs und viel herunterladbaren Stücken im Internet - es gibt wohl mehr als dreißig Esperanto-Bands derzeit. Im Bereich von Internet und Computern ist Esperanto spürbar auf dem Vormarsch, die Anzahl der Internet-Seiten in Esperanto, ihre Qualität, die Anzahl der Nicht-Esperanto-Seiten und -Programme mit Esperanto als Benutzersprache, die Verwendung in Diskussionslisten und E-Mail-Korrespondenz in Esperanto - all das steigt stark an.
Die Öffentlichkeit hat all das noch nicht wahrgenommen - die Esperantosprecher haben es noch nicht nach draußen getragen. Und weil man noch nicht weiß, dass die Esperanto-Verwendung stetig zunimmt, fehlt das Vertrauen in das zukünftige weitere Wachstum.
Wie gesagt, über Mithilfe bei der Aufgabe, Esperanto in die Öffentlichkeit zu tragen, freuen wir uns sehr, von Esperantosprechern und von Leuten, die es derzeit aus irgendwelchen Gründen (noch) nicht lernen wollen.
In Sachen Darstellung von Esperanto sind wir im übrigen in Berlin nicht ganz untätig. Mit einer Gruppe von vier Leuten haben wir die Seiten von EsperantoLand aufgebaut und pflegen sie weiter. Alljährlich gibt es Stände z. B. bei der Sprachenmesse Expolingua, bei dem Umweltfest nach der Fahrrad-Sternfahrt, bei dem Fest am 1. Mai. Der Karneval der Kulturen wird hinzukommen (den hatten wir wohl schlicht übersehen, Pfingsten finden oft Esperanto-Treffen statt, da war ich z. B. selten in Berlin) - und vermutlich auch noch manches andere ;-)
Viele Grüße und vielen Dank für eure Diskussion
Lu Wunsch-Rolshoven
EsperantoLand