Abgeschickt von Lu am 23 Mai, 2002 um 09:50:26
Antwort auf: Re: Dankeschön! von Ro am 22 Mai, 2002 um 16:33:59:
Hallo Ro!
: Ich stelle immer wieder fest, dass Espis den Esperanto-Gedanken kaum oder eher negativ verbreiten.
Ich auch, deshalb mache ich mit ein paar anderen diese Internet-Seiten hier.
: Da werden massenhaft irgendwelche Prager Declarationen in Internet-Forum gepostet, so dass jedem die Lust an Esperanto vergehen kann.
Kann ich verstehen. Als ich diesen Prager Text, http://www.esperanto.de/gea/manifest.html, las, habe ich mich auch gefragt, wo der Sinn sein soll - und habe den Text nicht unterschrieben.
Meine Auffassungen zu Esperanto kommen dem Manifest von Rauma näher, 1980, in Esperanto: http://www.rano.org/rauxmo.html, Diskussion dazu z. B. http://www.helsinki.fi/~jslindst/raumo-20.html. Da steht z.B. drin, dass der Kampf gegen das Englische nicht unsere Aufgabe ist, dass wir Esperanto verbreiten und vor allem nutzen sollen, z. B. bei internationalen Treffen. Über das Manifest von Rauma wurde und wird innerhalb der Esperanto-Gemeinschaft viel diskutiert - der Text enthält viele verschiedene Auffassungen, so dass für jeden etwas dabei ist, an dem man herumkritisieren kann ;-) Und irgendetwas anderes wird dann geflissentlich überlesen. (Ich stimme dem Text auch nicht ganz zu :-) aber das würde jetzt sehr weit führen.)
: Es wird auf Websites und anderswo verkündet, dass man Englisch hasst. Mit solchen Leuten will ich nicht kommunizieren.
Dann bleibt die Möglichkeit, dass du mit solchen Esperantosprechern kommunizierst, die Englisch nicht hassen. Da gibt es durchaus eine ganze Menge von.
: Wer Sprachen hasst, hasst auch fremde Menschen.
Als Sprache schöner Bücher liebe ich das Englische, seine Funktion in der internationalen Kommunikation erkenne ich an. Seine kulturzerstörende Wirkung macht mir große Sorgen.
Bei der Kritik an dem Verhalten _der_ Esperantosprecher sollte man bedenken, dass sie keine einheitliche Gruppe mit einheitlichen Auffassungen darstellen. Ebensowenig wie "die Amerikaner" oder "die Deutschen". Es gibt da z. B. Leute, die über Esperanto erstmal informieren wollen, und solche, die jedermann Esperanto aufdrängen. Erfreulicherweise sortiert sich das ganz gut - die Esperanto-Gemeinschaft ist längst groß genug, dass man sich eine Teilgruppe aussuchen kann, in der man sich wohl fühlt.
1887 gab es einen Esperantosprecher, Ludwig Zamenhof, den konnte man mögen oder nicht - und danach entscheiden, ob man Esperanto lernen wollte. Heute ist die Entscheidung nach einem solchen Kriterium sehr schwer. Soll ich jetzt nicht mehr Esperanto sprechen, weil Herr A. nach meiner Auffassung Unsinn über Esperanto erzählt, Frau B. mir nicht sympathisch ist und Verband C. kaum Öffentlichkeitsarbeit macht? Ich werde weiter Esperanto sprechen, mit sehr vielen angenehmen Menschen, die ich über Esperanto kennengelernt habe und die ich einfach mag. Ich werde weiter Öffentlichkeitsarbeit für Esperanto betreiben und werde sie so gestalten, wie es meinem Verständnis des heutigen Esperanto und der heutigen Sprecherschaft, Esperantoland sozusagen, entspricht.
Hoffentlich sind meine Auffassungen zu Esperanto ein wenig klar geworden aus diesem und aus meinen anderen Beiträgen. Es gibt so vieles, was über Esperanto falsch oder einseitig in der Öffentlichkeit ankommt - mir ist bewusst, dass es sehr lange braucht, um andere Auffassungen zu Esperanto danebenzustellen.
Viele Grüße
Lu Wunsch-Rolshoven
EsperantoLand