Esperanto-Nachrichten - EsperantoLand
 
 

Esperanto in Europa, Sprachpolitik
Esperanto-Verbot vor 70 Jahren

13.05.2005

Am 17. Mai 1935 hat der damalige Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, Bernhard Rust, den Unterricht von Esperanto in den deutschen Schulen untersagt. Als Grund wurde in dem Erlass angegeben, die Verwendung der Sprache führe dazu, „wesentliche Werte völkischer Eigenart zu schwächen“. Damit wurde die Verdrängung und Unterdrückung des Esperanto offiziell bestätigt, die mit Beginn der Nazizeit eingesetzt hatte.

Ein Großteil der Esperanto-Kurse in den Schulen hatte schon vor dem Erlass aufgehört und auch die Kurse im Rundfunk endeten gleich nach der Machtergreifung. Die Beendigung des schulischen Unterrichts, der seit den zwanziger Jahren an über hundert Schulen in Deutschland stattgefunden hatte, und die Unterdrückung der Organisationen traf die Esperanto-Bewegung mit Jahrzehnte lang andauernden Folgen.

Beseitigung der Esperanto-Verbände

Die Organisationen der Arbeiter-Esperantisten waren bereits zwischen März und Dezember 1933 unterdrückt worden - sie wurden verboten, ihr Besitz wurde beschlagnahmt oder sie lösten sich selbst auf. Viele der Arbeiter-Esperantisten wurden verhaftet. Dem Deutschen Esperanto-Bund (DEB) wurde am 20. Juni 1936 in einem Erlass von Heinrich Himmler, Chef der Deutschen Polizei und Reichsführer SS, aufgegeben, sich bis zum 15. Juli selbst aufzulösen, wenn die zwangsweise Auflösung vermieden werden sollte. Damit endete im Dritten Reich die organisierte Tätigkeit für Esperanto.

Neugründung nach dem Kriege

Nach dem Krieg wurden die Esperantogruppen in der sowjetischen Zone am 12. Januar 1949 erneut verboten; ein Esperanto-Arbeitskreis konnte in der DDR erst 1965 gegründet werden. In Westdeutschland entstanden ab 1946 wieder Esperanto-Organisationen, die dann auch von den Alliierten genehmigt wurden.

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Erlass des Reichs- und Preußischen Ministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, Bernhard Rust, vom 17. Mai 1935:

Die Pflege künstlich geschaffener Welthilfssprachen wie der Esperantosprache hat im nationalsozialistischen Staate keinen Raum. Ihr Gebrauch führt dazu, wesentliche Werte völkischer Eigenart zu schwächen. Es ist daher von jeder Förderung eines Unterrichts in solchen Sprachen abzusehen, Unterrichtsräume sind für diesen Zweck nicht zur Verfügung zu stellen.

(Deutsche Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, Bd. 1, 1935, Nr. 10, amtl. Teil, S. 228. Zitiert nach: Ulrich Lins, Die gefährliche Sprache. Die Verfolgung der Esperantisten unter Hitler und Stalin, Gerlingen (Bleicher), 1988, S. 104)


Adolf Hitler schrieb in „Mein Kampf“ über Esperanto:

Solange der Jude nicht der Herr der anderen Völker geworden ist, muß er wohl oder übel deren Sprache sprechen, sobald diese jedoch seine Knechte wären, hätten sie alle eine Universalsprache (z. B. Esperanto!) zu lernen, so daß auch durch dieses Mittel das Judentum sie leichter beherrschen könnte!

(Adolf Hitler, Mein Kampf, München, 1941 (603. - 607. Aufl.), S. 337. Zit. n. Lins, a.a.O., S. 92)

[Ulrich Lins, Die gefährliche Sprache]

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