04.05.2019
en Esperanto
auf englisch
In den vergangenen Jahrzehnten hat die Verwendung des Esperanto mehr und mehr zugenommen. Dies zeigt sich auch daran, dass es mittlerweile zumindest etwa hundert Personen gibt, für die Esperanto zur Hauptsprache geworden ist, also zu der Sprache, die sie mehr nutzen als ihre anderen Sprachen.
So oft und so lange nutzen Esperanto unter anderem Angestellte von Esperanto-Organisationen, von denen viele auch zuhause mit ihrem Partner und ihren Kindern Esperanto sprechen. Andere nutzen Esperanto viel in ihrer freien Zeit, eventuell neben einer Teilzeittätigkeit oder im Rentenalter. Manche arbeiten auch als ehrenamtliche Mitarbeiter in einer Esperanto-Organisation oder in Internet-Projekten.
Bei einer Befragung auf Facebook (Gruppe "Esperanto") haben zwischen dem 17. Juli 2018 und dem 4. Mai 2019 insgesamt 88 Personen mitgeteilt, dass sie Esperanto in den vergangenen zwölf Monaten in mehr als 50 % ihrer Zeit genutzt haben; in den ersten drei Wochen, bis zum 11. August 2018, haben dies 57 Personen ausgewählt, bis Ende August 76 Personen.
Die Frage lautete (übersetzt aus dem Esperanto): In welchem Anteil der Zeit des Jahres nutzt du Esperanto? (Beispiel: Vielleicht arbeitest du in einer nationalen Sprache, nutzt zuhause Esperanto, machst vier Wochen in einem Esperanto-Umfeld Ferien. Also ergibt sich vielleicht während eines Arbeitstages 30 % Esperanto, am Wochenende 80 %; im Mittel während einer Woche vielleicht 5x30+2x80=310; 310/7 ~ 45 % Esperanto. Im Jahr 11x45+1x100 ~ 600; 600/12 ~ 50 %).
ZUSATZ. Zur Präzision und Erklärung:
In welchem Teil der vergangenen 12 Monate hast du in etwa Esperanto genutzt?
Nach Stand vom 4. Mai haben außer den 88 Personen, die angaben, Esperanto in mehr als 50 % ihrer Zeit zu nutzen, weitere 71 Personen mitgeteilt, dass sie Esperanto in 26 bis 50 % ihrer Zeit nutzen. In 11 bis 25 % der Zeit nutzen laut der Befragung 35 Personen Esperanto. Für 0 bis 10 % entschieden sich 224 Personen. Insgesamt haben also 418 Personen teilgenommen. Es sei darauf hingewiesen, dass die Befragung offen ist, nicht etwa anonym - jeder Facebook-Nutzer kann die Liste der Personen für die einzelnen Möglichkeiten einsehen.
Man kann vermuten, dass es außer den Personen, die an der Befragung teilgenommen haben, weitere Personen gibt, bei Facebook oder außerhalb, für die Esperanto mittlerweile zur Hauptsprache geworden ist. Natürlich mag es auch unzutreffende Angaben oder Fehlschätzungen geben - dies dürfte allerdings selten vorkommen. Insgesamt ist also anzunehmen, dass die Zahl der Personen mit Esperanto als Hauptsprache derzeit im Bereich zwischen hundert und mehreren hundert Personen anzusiedeln ist.
Als Beispiele von Personen mit Esperanto als Hauptsprache seien zwei Väter von esperantosprachigen Kindern (aus dem Bekanntenkreis des Autors) vorgestellt. Beide arbeiten seit vielen Jahren bei Esperanto-Projekten mit, die in starkem Maße an das Internet geknüpft sind; beide gehen keiner anderen Arbeit nach. Die Partnerin des einen (der andere hat derzeit keine Partnerin) sowie ein sehr großer Anteil der Freunde und Bekannten der beiden sprechen Esperanto; der Kontakt mit diesen wird persönlich sowie per Internet gepflegt. Beide nehmen mehrmals im Jahr an Esperanto-Veranstaltungen teil, die oft eine Woche dauern. An Kontakten zur nicht-esperantosprachigen Außenwelt bleibt zum einen ein Teil der Familie, zum anderen der Einkauf; hierzu wurde mitgeteilt, dass heutzutage das Einkaufen praktisch ohne Worte ablaufe (teils über automatische Kassen) und dass der Kontakt zur restlichen Familie nur alle paar Wochen stattfindet (bzw. im Falle des andern noch seltener, da er in einem anderem Land lebt). Die beiden Personen haben einen Esperanto-Anteil an ihrer sprachlichen Kommunikation von 85 bzw. 95 % angegeben.
Louis v. Wunsch-Rolshoven
EsperantoLand